Bei der Arbeit soll man nicht emotional reagieren, oder?
Eine häufige Rückmeldung von Chefs, die wir in unseren Coachings gespiegelt bekommen ist die folgende: „du warst da emotional oder hast das persönlich genommen“ verbunden mit der Bitte weniger emotional und eben professioneller zu reagieren. Paradoxerweise geht es eigentlich aber nicht darum, keine Emotionen zu zeigen. Denn was sie stattdessen sehen wollen, sind ebenso Emotionen, aber eben positive: Freundlichkeit und Höflichkeit, Begeisterung und Freude an der Arbeit.
Das Unterdrücken von Emotionen und das Zeigen von Emotionen, die man nicht hat, macht uns aber krank. Das wissen wir aus der Psychologie.
Lass uns ein wenig tiefer einsteigen und dir erklären, wie wir unseren KundInnen im Coaching helfen, ihre Emotionen bei der Arbeit für sich zu nutzen.
Unsere Erfahrung und Haltung ist: Emotionen gehören unbedingt an den Arbeitsplatz. Für ein gesundes (Arbeits-)Leben ist es unglaublich wichtig, die eignen Emotionen nicht etwa zu unterdrücken, sondern sie bewusst und konstruktiv zu nutzen.
Dass man im Meeting nicht ausrasten und nicht einfach seinem Ärger Luft machen soll, das ist klar. Jedoch sind es doch auch emotionale Reaktionen, wenn wir uns freuen und stolz sind, motiviert sind, weil wir Erfolge haben.Oder aber traurig sind und uns ärgern, wenn etwas schief geht oder etwas ungerechtes passiert.
Diese Emotionen sind für uns Signale, sie haben uns etwas zu sagen und helfen uns, wahrzunehmen was passiert und entsprechend zu handeln.
Emotionen haben verschiedene Komponenten:
- eine affektive, die uns sagt: ist das gut oder schlecht für uns
- eine physiologische Komponente: in der Brust oder im Bauch oder sonst irgendwo im Körper gibt es eine spürbare Reaktion
- und auch einen Gedanken: bei negativen Situationen bei der Arbeit häufig „ich kann mich nicht verlassen auf andere, ich bin enttäuscht, frustriert, oder gelangweilt, ich beschäftige mich mit den falschen Dingen, weil mir Dinge im Weg stehen die völlig unnötig sind.“
- und zum Schluss eine Verhaltenskomponente, sprich: das was ich auf die Emotion hin tue, zum Beispiel ein Gespräch suchen oder mit einem guten Kollegen eine Kaffeepause machen um wiederklarzukommen und die Reaktion abzubauen
Wenn wir Emotionen bei uns spüren, dann ist es wichtig, dass wir diese zulassen und würdigen als ein Signal, und nicht als etwas, das es zu vermeiden gilt.
Aus der Psychologie wissen wir, dass es nicht gesund ist, Emotionen zu unterdrücken. Wenn wir versuchen, nach außen hin Neutralität, Freundlichkeit und gute Stimmung darzustellen, die wir innerlich gar nicht fühlen, dann passt das nicht zusammen und das hat langfristige Folgen für unsere Gesundheit und unsere Stimmung. Die Frustration geht hoch und die Motivation in den Keller.
Was wir aus unseren Coachings gelernt haben, ist, dass ein guter Kontakt zu den eigenen Emotionen unmittelbar wichtig ist dafür, ein erfülltes, zufriedenes Leben zu haben. Eines, indem man motiviert ist und Sinnhaftigkeit aus der eigenen Arbeit spürt. Spürt, dass das, was man macht, wichtig ist, sich am richtigen Ort fühlt, genießt was man tut, einen Unterschied macht, Erfolg spürt und Vorankommen.
Was meinen wir mit einem guten Kontakt zu den eigenen Emotionen? Ein guter Kontakt heißt, dass man die eigenen Emotionen wahrnimmt, ihnen Raum gibt und sie auch erlaubt. Es heißt nicht, dass man in Gesprächen laut wird oder ausflippt, sondern, dass man im Falle des Falles äußern kann „Ok wow, das enttäuscht mich. Da hätte ich mir gewünscht, dass da mehr kommt oder meine Erwartung an dieses Meeting war XY. Das ist nicht erfüllt.“. Dass man nachspürt: was ist der Grund warum ich gerade enttäuscht bin oder verärgert, welcher Need wurde hier gerade verletzt, welche Erwartung oder welche Haltung, die mir wichtig sind für meinen Job und meine Motivation, und was machen wir jetzt. Unsere negativen Emotionen zeigen uns, dass noch etwas fehlt - und das ist meist wesentlich.
Keinesfalls sollten Emotionen einfach runtergeschluckt werden. Wir verpassen so Chancen, für uns und unsere Umgebung etwas Neues und Gutes zu schaffen.
Emotionen sind Indikatoren, sie haben uns etwas zu sagen und signalisieren uns etwas Bestimmtes. Genauso wie körperliche Empfindungen das tun, wenn wir uns ein Bein brechen. Das Bein tut weh, wenn wir es dann belasten – es sagt "hier ist grade was besonderes, beweg dich nicht zu viel, denn das wäre gefährlich". Genauso sagt uns die Emotion: "da ist was, das war grad nicht okay" oder auch "das ist was Schönes", wenn wir uns freuen.
Emotionen helfen uns, deutlicher wahrzunehmen und zu erkennen was gerade passiert: ob es für uns gut oder schlecht ist oder schön oder hässlich oder traurig oder voller Freude.
Unsere Empfehlung im Beruflseben ist es, Situationen die negative Emtionen auslösen, nicht dauerhaft hinzunehmen. Emotionen nicht zu unterdrücken oder abzulehnen, sondern proaktiv die eigenen Emotionen zu nutzen und sie einzubeziehen als Entscheidungshilfe, wie du dich weiter verhalten möchtest.
Wenn man dauerhaft negative Emotionen bei der Arbeit erlebt, dann ist das ein Anlass, die eigene Situation kritisch zu reflektieren und sich zu überlegen, welchen Einfluss das hat auf dich selbst, auf deine Stimmung und deine Grundenergie, was raubt es mir an Fröhlichkeit und an Motivation. Und sich dann entsprechend zu überlegen, ob man das so weiter beibehalten will oder ob man die Situation steuern kann, sodass sie besser wird. Das kann ein Gespräch sein, in dem man die Dinge anspricht, es kann ein Jobwechsel sein, es kann der Wechsel einer Tätigkeit im selben Job sein oder neue Kollegen. Entweder schafft man es, die Situation für sich zu verändern oder man zieht die Konsequenz draus und entzieht sich der Situation wenn nötig ganz.
In unseren Coachings sprechen wir mit Klienten genau über solche Situationen und helfen ihnen dabei, für sich einen Weg zu finden, mit ihren Emotionen umzugehen und Entscheidungen zu treffen. Wenn sie sich für einen Jobwechsel entscheiden, begleiten wir sie im Veränderungsprozess, sodass sie eine Stütze haben, die sie trägt und die ihnen hilft grade in einer solch spannenden und aufregenden Zeit, für die man einiges an Mut und Stärke braucht.